Roland Cristal
Jedes Jahr im Januar findet das Eurosonic Festival im Norden Hollands statt - ein Musikfestival zum Entdecken neuer Bands, von denen schon so manche Band den Weg auf die immerguten Bühnen gefunden hat. Natürlich gibt es zur musikalischen Vorbereitung auch Playlists auf den verschiedenen Streamingplattformen, deren Zusammensetzung erhöhte Rechenleistung für die Anpassung der eigenen Playlist-Algorithmen zur Folge haben müssen. Die Vielfalt der Acts ist hoch spannend und fordert die eigenen Hörgewohnheiten - zugegeben, ich klicke auch gerne weiter. Ein schöner Moment ist hingegen, hängen zu bleiben und aus dem Trance der Playlist geholt zu werden.
So auch hier: Technoider Einstieg gefolgt von 8-bit Casio-Electro-Klängen gefolgt von französischem Text. „Voyage en Europe”. Ein Titel, der ganz gut zum Eurosonic passt, wenn sich Menschen aus dem ganzen Kontinent auf den Weg nach Groningen machen, vielleicht aber auch einen anderen Hintergrund hat?
Ganz klar, Roland Cristal wird die holländische Partymenge zur Ekstase bringen (hier bitte Bilder von EDM-Tänzer*innen in Daunenjacken einfügen), sein LoFi-Techno kommt aber auch mit einem Augenzwinkern daher. Das zeigt sich auch auf der Bühne. Mit minimaler instrumentaler Ausstattung hat Roland Cristal die Tänzer*innen fest im Griff. Seine sympathische Ausstrahlung und Freude auf der Bühne überträgt sich zwangsläufig auf das Publikum.
Es ist unterhaltsam, mitreißende elektronische Tanzmusik im Do-It-Yourself-Gewand. Louis Labro, wie Roland Cristal im richtigen Leben heißt, veröffentlichte zuletzt das Album „On veut plus d'océans”, eine Album wie die Fahrt in der Wildwasserbahn eines Freizeitparks. Druckvolle Samples-Basteleien irgendwo zwischen Casio, Dance und Techno - abgeschmeckt mit einer Prise Parodie. Kitschig? Vielleicht, aber auch viel „Gutes Laune”. In jedem Fall eine schweißtreibende Angelegenheit. Alle an Bord, die „Voyage en Europe” beginnt nachts auf dem Birkenhain. Wechselklamotten nicht vergessen.