Jessy Lanza

Jessy Lanza

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Roger Kisby
Text
Steffi

Kennt ihr diese Sonntage, an denen man man plötzlich die Hafermilch wie ein Profibarista aufschäumt, statt nur müde in den Kaffee zu kippen? Plötzlich Lust auf Fensterputzen hat und mit dem dicken Haustier versucht, ein Gespräch über die Schönheit der Welt zu führen während man an eben jenem geputztem Fenster steht mit der – vielleicht sogar selbst getöpferten – Tasse voll ecofriendly Cappuccino? Ich auch nicht. Aber immerhin so ein bisschen, diese innere Euphorie. Genau diese Sonntagseuphorie löst Jessy Lanza in mir aus. Die Haare zwirbeln sich zur natürlichen Dauerwelle in einen Scrunchie und man schwingt die Hüfte als würde man eine Radlerhose im Club tragen. Woher kommen also diese fröhlichen Töne? Die kanadische Künstlerin schreibt, singt und produziert verträumte Electro-Hits, die nur beim ersten Hören fast zu süß poppig klingen. Die warmen Synthesizer sind nur ein Deckmantel für die Stolpersteine in ihren Songs: da knirscht es, da raschelt es und plötzlich findet man sich in einer musikalischen Gedankenwolke, die neben all den wonnigen Klängen plötzlich Melancholie aufziehen lässt. Zwei Alben, unzählige Auftritte (unter anderem auch auf Tour mit Caribou und Cut Copy) und zum Glück noch immer eine einzigartige Mischung aus Pop, RnB und allen Foot, Steps und Technorichtungen, die uns zappeln lassen. Schade, dass ich sie erst jetzt live bei uns sehen kann – aber auf der immerguten Zeltbühne bin ich dann ganz vorne mit dabei, voraussichtlich dann aber mit einem Kaltgetränk statt aufgeschäumter Hafermilch.