Meagre Martin
An Meagre Martin vorbeizulaufen, ist schwer. Ich habe es zumindest nicht geschafft. Es war letzten Sommer, ich schlenderte übers Straßenfest, eine Tasche mit Flohmarktfunden in der einen, ein Bier in der anderen Hand, im völligen Inbegriff, die Bühne neben mir zu ignorieren, als Meagre Martin anfingen zu spielen. Ich blieb stehen, schaute erst ungläubig auf meine Uhr, dann wieder hoch. War schwer zu glauben, dass dieses Trio dort um 14 Uhr so guten Indie zwischen Americana und Folk spielte, der eher nach Mainstage kurz vor Mitternacht und warmen Scheinwerferlicht klang.
Meagre Martin sind eine Gewichtsdecke, mindestens 11 Kilogramm schwer, die sich mit genau der richtigen Belastung tröstend an dich schmiegt. Das mag der Albumtitel „Gut Punch“ nicht nahelegen. Und es gibt sie, die lyrischen Schläge in die Magengrube („I can never run fast enough to outrun my brain“). Die musikalischen auch, wenn die leisen Gitarren kurzzeitig mal zu gazigem Dröhnen werden. Ihre Sanftheit verlieren die Songs aber nie. Da ist immer ein bisschen Süße, nie ein bitterer Nachgeschmack, sondern ein „Alles-wird-gut“-Gefühl, dem man gerne Glauben schenkt.
Wenn ihr Meagre Martin auf der Immergut-Bühne spielen hört, sei Stehenbleiben also empfohlen. Noch besser wäre es natürlich, wenn ihr eh schon da seid. Ich werde es diesmal sein.