
Motto 2026: So ein Kuddelmuddel
Wir kennen alle diesen Moment: Du willst nur kurz was aus dem Zelt holen und es begrüßt dich ein chaotischer Haufen aus zwei Schlafsäcken, drei Pullovern, einer fremden Sonnenbrille und einer beachtlichen Kollektion nicht eingelöster Pfandbuttons. Du fragst dich, wann und wie das passiert ist, aber irgendwie ist es auch egal. Wir sind immerhin auf einem Festival und hier darf alles verrutschen, verheddern, zerzausen, möhlig werden und vielleicht auch mal hops gehen. Gibt’s eigentlich ‘nen Plan? Ja, so grob. Ob der aufgeht? Steht in den Sternen über der Indie-Disko. Aber die besten Geschichten entstehen doch eh, wenn die Dinge mal nicht glatt gehen.
Du willst nur schnell zum Dixi, stolperst über ‘ne Zeltschnur und verschüttest den Kaffee der Zeltnachbarin. Du willst zum Badesee, nimmst die falsche Ausfahrt im Kreisverkehr und bist plötzlich orientierungs- und GPS-los in Mecklenburg. Du bist mittendrin beim Konzert, auf das du dich am meisten gefreut hast und der Strom fällt plötzlich aus.Situationen, die im jeweiligen Moment einfach nerven, aber rückblickend merkst du: Alles war perfekt, obwohl’s eigentlich daneben ging. Oder vielleicht weil. Denn Jahre später triffst du besagte Zeltnachbarin noch immer am selben Platz auf der Campingfläche und ihr trinkt morgens gemeinsam Kaffee. Durch die falsche Ausfahrt hast du eine entlegene, leere Badestelle entdeckt, die bis heute dein persönliches Hidden Gem ist. Und die Erinnerung, wie du, ein paar Handytaschenlampen und hunderte von A Cappella-Stimmen das Konzert am Laufen gehalten habt, ist bis heute eine der liebsten.
Zwischen Zelten, Bühnen und Bürgersee vermischen sich Menschen, Launen, Zeiten, Sounds. Du wachst übermüdet auf und wirst ungefragt in eine hitzige Debatte über Bier- oder Flunkyball gezogen, willst eigentlich nur kurz beim Wortbühnen-Programm vorbeischauen und bleibst dort sitzen wie bei einem guten Serienmarathon, willst eigentlich nur deine Freund*innen finden und wirst von einer völlig fremden Gruppe als neues Mitglied adoptiert. Nichts davon war geplant. Alles davon ist Immergut.
Und in all diesem Wirrwarr — im Stolpern, Improvisieren, Treibenlassen — erkennst du: Es muss nicht stimmen, um richtig zu sein. Es muss nicht funkeln, um schön zu sein. Es darf ruhig schiefgehen, solange es Herz hat.
Lasst uns deswegen mal den Plan verfolgen, vielleicht keinen Plan zu haben. Einfach mal die Typ B Menschen in unserem Leben als Inspiration nehmen. Mal die Freiheit feiern, Dinge passieren zu lassen und Neues entdecken zu können. „Wird schon“ zum Mantra machen. Kunterbunt statt Millennial-Beige. Gemischte Tüte statt Goldbären pur. Mut zum Chaos statt Sehnsucht nach Perfektion.
So ein Kuddelmuddel.
Schön, nicht wahr?